Dis-Tanz-Solo Recherche

Stelzen-Tanz-Methode. Weiterentwicklung der DANZANKÓ-Methode

Dank des Dis-Tanz-Solo-Stipendiums konnten wir in dem Zeitraum von Januar bis Juni 2023 unsere DANZANKÓ-Methode weiterentwickeln und alle unsere Projektziele wie geplant erreichen. Die zeitliche Aufteilung der Recherche hat sich aufgrund von Wetter und Verfügbarkeit von Räumen und Künstlern etwas verändert. Wir haben 50% unserer Arbeitszeit investiert.

Die erste Phase (Januar) bestand aus der Erfassung und Auswertung unseres bisher erforschten Materials. Dazu gehörte die Sortierung der gesamten Dokumentation (Fotos, Videos sowie theoretischer/digitaler Inhalt auf unserem Online-Pinboard Padlet). Zusätzlich haben wir Kontakte zu anderen Stelzenkünstlern geknüpft, um Workshops und künstlerischen Austausch zu koordinieren und planen.

Die zweite Phase (Februar-März) war eine praktische Erprobung und Weiterentwicklung der DANZANKÓ-Methode. Wir haben regelmäßig mit verschiedenen Methoden trainiert, die wir bisher erforscht haben, wie Fluentbody, Viewpoints und Contact-Improvisation. Wir haben unterschiedliche Räume für unser Training genutzt, z.B. Tanzstudios, öffentliche Plätze und Parks. So mussten wir uns immer an die Gegebenheiten des Ortes anpassen. Wir haben viele neue Möglichkeiten ausprobiert, u.a. mit Floorwork, Wände/Bäume als Partner, Architektur des Ortes/Raums, verschiedene Konstellationen von einer Person am Boden und zwei auf Stelzen, und mit Bewegungsmöglichkeiten, die sich z.B. durch das Befestigen von nur einer Stelze ergeben. Da dies das erste Mal war, dass wir mit Stelzen auch in geschlossenen Räumen gearbeitet haben, war das eine Herausforderung und eine Chance zugleich. Die Wände haben uns zunächst in der Größe unserer Bewegungen eingeschränkt und dadurch unseren Fokus darauf ausgerichtet, wie man sich im Innenraum mit Stelzen geräumig bewegen kann (z.B. wenn wir auf einer Bühne spielen wollen).

Die dritte Phase (April-Anfang Juni) bestand aus Workshops und Austausch mit anderen Stelzenkünstlern:

Workshop I mit Jefferson Pereira da Silva –brasilianischer Schauspieler, Performer, Stelzenkünstler und Dozent–, 10.-14. April. Mit ihm haben wir an der Langsamkeit der Bewegung auf Stelzen geforscht, die sich aus dem ständigen Suchen nach Gleichgewicht ergeben kann. Außerdem war das Ziel die Vertikalität, die uns die Stelzen auferlegen, zu durchbrechen und uns in drei Dimensionen bewegen. Wir haben auch an der Musikalität der Bewegung und an der Integration von Partnering in unsere Choreografie gearbeitet.

Workshop II mit Jose Bertolero –peruanischer Stelzenkünstler–, 22.-26. Mai. Wir haben uns hauptsächlich mit Bühnenpräsenz und Ruhe auf Stelzen beschäftigt und verschiedene Bewegungsqualitäten trainiert, die auf den Bewegungsqualitäten von Rudolf von Laban basieren (schweben, schütteln, fließen, schlagen, berühren, drücken, drehen und peitschen). Zudem haben wir verschiedene Dreh- und Sprungtechniken auf Stelzen erlernt und trainiert, Pausen und Stopps einzubauen und auszudehnen.

Workshop III mit Benedikt Müller und Lucas A. P. Tanajura aus dem Stelzen- und Straßentheater Antagon (Frankfurt am Main), 6.-8. Juni. Zunächst haben wir uns zu den tech. Eigenschaften unserer Stelzen ausgetauscht. Mit ihren handwerklichen Skills konnten wir unsere Stelzen für akrobatische Bewegungen optimieren. In der Praxis beschäftigten wir uns mit verschiedenen Arten des spezifischen Aufwärmens und Dehnens für die Arbeit mit Stelzen –sowohl individuell als auch in Paaren und Trios– für eine effektive Trainingsarbeit und zur Prävention von Verletzungen. Des Weiteren haben wir uns mit verschiedenen Methoden des Fallens und Aufstehens beschäftigt und erforscht, z.B indem wir unsere Partnerinnen oder Elemente im Raum nutzen. Wir haben verschiedene Partnerakrobatik- und Kontaktübungen am Boden ausprobiert und dann auf die Stelzen übertragen. Zum Abschluss konnten wir die erlernten Techniken und Übungen in Improvisationsaufgaben integrieren und dabei viel neues Bewegungsmaterial sammeln.

In der Letzten Phase (Juni) haben wir das gesamte Material (u.a. in Form von Videos), die Inhalte und Informationen, die wir neu gesammelt haben, gesichtet, ausgewertet und zusammengefasst. Parallel dazu haben wir regelmäßig trainiert, um unsere neu erworbenen Fähigkeiten auszubauen und in unsere DANZANKÓ-Methode zu integrieren die wir auch in Zukunft weiter ausarbeiten wollen. Schließlich haben wir die Konzeption und den Ablauf des Workshops ausgearbeitet, den wir am 1. August 2023 auf dem internationalen Performance-, Tanz- und Theaterfestival Sommerwerft in Frankfurt am Main leiten werden.

Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf und den Ergebnissen unserer Recherche. Wir haben viele neue Künstlerkontakte geknüpft und unser Netzwerk erweitert. Wir haben unsere Kenntnisse und Fähigkeiten uns auf Stelzen zu bewegen vertieft und dadurch unsere DANZANKÓ-Methode weiter ausgebaut. Wir haben auch gelernt, wie wir mit den Stelzen noch sicherer und Verletzungsvermeidend umgehen können. Unsere Recherche hat auch unser Stelzen-Tanz-Stück DisTouched bereichert. Außerdem haben wir viel neues Bewegungsmaterial entwickelt, das wir für eine nächste Produktion nutzen wollen, die wir voraussichtlich im Frühjahr 2024 konzipieren werden. Wir hoffen, dass unsere Recherche einen Beitrag zur Förderung und Verbreitung des Stelzen-Tanzes leistet und dass wir unsere Erkenntnisse mit anderen Interessierten teilen können.

Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Programm NEUSTART KULTUR, Hilfsprogramm DIS-TANZEN des Dachverband Tanz Deutschland.


Eindrücke vom DIS-TANZEN Festival 2022, bei dem wir die Gelegenheit hatten, einen DANZANKÓ Workshop zu unterrichten.